Otto und Else Weidt
Otto Weidts Bemühungen, sich als Tapezierer und Dekorateur in Berlin zu etablieren, scheitern. 1936 heiratet er in dritter Ehe die 1902 geborene Else Nast. Ihr Vater ist Steinsetzer, ihre Mutter Fabrikarbeiterin. Durch die Arbeitslosigkeit des Vaters ist die Familie nahezu mittellos. Als Älteste von vier Kindern muss Else Nast früh ihre Eltern unterstützen und arbeitet in einem Konfektionsgeschäft.
Nach seiner fast vollständigen Erblindung wird Otto Weidt Bürstenmacher und eröffnet 1939 gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Gustav Kremmert die Blinden-Werkstätte Otto Weidt in Berlin-Kreuzberg. Da der Platz in der Werkstatt kaum ausreicht, bezieht die Blindenwerkstatt 1940 die deutlich größeren Räume in der Rosenthaler Straße 39.
Otto Weidt ist entschiedener Gegner des Nationalsozialismus. Er beschäftigt hauptsächlich Juden und Jüdinnen. Er tut alles, um ihnen das Leben unter dem nationalsozialistischen Regime zu erleichtern, versorgt sie mit Lebensmitteln und steht ihnen mit Rat zur Seite. Als er sie auch mit List und Bestechungen nicht mehr vor der Deportation bewahren kann, besorgt er Verstecke für einige von ihnen. Mit seiner Hilfe können mehrere Menschen überleben. Otto Weidts Ehefrau Else beschafft ebenfalls Nahrungsmittel für Untergetauchte.
Nach dem Krieg unterstützen Else und Otto Weidt den Aufbau eines jüdischen Kinder- und Altersheimes in Berlin-Niederschönhausen. Otto Weidt stirbt im Dezember 1947 im Alter von 64 Jahren. Bis zur Schließung der Blindenwerkstatt 1952 übernimmt Else Weidt die Geschäftsführung. Sie stirbt am 8. Juni 1974 im Alter von 71 Jahren.
ANERKENNUNG UND EHRUNG VON OTTO UND ELSE WEIDT
1946 werden Else und Otto Weidt als Opfer des Faschismus anerkannt. 1958 wird Else Weidt im Rahmen der Initiative Unbesungene Helden des West-Berliner Innensenators Joachim Lipschitz geehrt und erhält als sozial Bedürftige eine monatliche Rente von 50 DM. Die Auszeichnung Gerechter unter den Völkern wird Otto Weidt 1971 posthum durch die israelische Gedenkstätte Yad Vashem verliehen. 2018 wird auf Betreiben der Zeitzeugin und Journalistin Inge Deutschkron ein Platz in der Nähe des Berliner Hauptbahnhofes nach Otto Weidt benannt.