Inge Deutschkron
Inge Deutschkron wird 1922 in Finsterwalde (Niederlausitz) als Tochter jüdischer Eltern geboren. Ihr Vater Dr. Martin Deutschkron ist dort bis 1927 als Studienrat tätig. Danach zieht die Familie nach Berlin-Prenzlauer Berg. 1933 wird Martin Deutschkron als Sozialdemokrat und Jude aus dem Schuldienst entlassen. Er flieht 1939 nach Großbritannien. Nach Kriegsbeginn können seine Frau Ella und seine Tochter Inge ihm nicht mehr folgen. Inge kann noch eine einjährige Ausbildung an einem jüdischen Kindergärtnerinnenseminar absolvieren.
Nach einer kurzen Zeit als Zwangsarbeiterin in einer Fabrik der I.G. Farbenindustrie AG gelingt es Inge Deutschkron, von dem Bürstenfabrikanten Otto Weidt eingestellt zu werden. Sein Betrieb gilt wegen der Herstellung von Besen und Bürsten für die Wehrmacht als „kriegswichtig“. Er versucht, seine überwiegend blinden jüdischen Arbeitskräfte zu schützen.
Ende 1942 appelliert die Wäschereibesitzerin Emma Gumz an Ella Deutschkron, sie solle sich nicht deportieren lassen, sondern sich mit der Tochter bei ihr und ihrem Mann verstecken. In den folgenden zwei Jahren leben Ella und Inge Deutschkron in wechselnden Verstecken bei verschiedenen Helfern und Helferinnen, zuletzt in einem Ziegenstall in Potsdam. Für sie endet die Zeit ihrer Illegalität am 23. April 1945 mit dem Eintreffen der sowjetischen Truppen.
Nach 1945 lebt Inge Deutschkron einige Zeit in Großbritannien und arbeitet seit 1955 als Journalistin in Bonn. 1972 verlässt sie Deutschland und lebt bis 2002 in Tel Aviv. Nach dem Erfolg des auf ihrer Autobiografie beruhenden Theaterstücks „Ab heute heißt Du Sara“ und vielen intensiven Zeitzeuginnengesprächen beschließt sie, wieder in Berlin zu leben. Hier engagiert sich Inge Deutschkron politisch gegen Antisemitismus und Rechtsextremismus und ist maßgeblich an der Gründung des Museums Blindenwerkstatt Otto Weidt und der Gedenkstätte Stille Helden beteiligt. Nach vielen anderen Ehrungen wird sie 2018 Ehrenbürgerin von Berlin. Hier stirbt Inge Deutschkron am 9. März 2022.
FINSTERWALDE 1927
Inge Deutschkron, um 1927
BERLIN 1945
Überlebende und ihre Helferinnen und Helfer in Berlin, Silvester 1945
LONDON 1947
Inge Deutschkron mit ihren Eltern Ella und Martin Deutschkron in Großbritannien, 1947
1949
Inge Deutschkron als Mitarbeiterin der Sozialistischen Internationale in London, 1949
RANGUN 1954
Inge Deutschkron bei einem Vortrag in Rangun, 1954
BONN 1962
Die spätere sozialdemokratische Bundestagspräsidentin Annemarie Renger und Inge Deutschkron, Bonn, 1962
FRANKFURT 1963
Axel Eggebrecht und Inge Deutschkron während des Auschwitz-Prozesses im Presseraum des Hauses Gallus, Frankfurt am Main, 1963
BONN 1963
Inge Deutschkron (rechts) beim Abschiedsempfang von Bundeskanzler Konrad Adenauer für die Auslandspresse im Bundeskanzleramt, Bonn,30. September 1963
JERUSALEM 1974
Heinrich Böll mit Inge Deutschkron auf dem PEN-Kongress, Jerusalem, 16. Dezember 1974
1985
Inge Deutschkron mit Helmut Schmidt, Mai 1985
BERLIN 2002
Inge Deutschkron und Bundespräsident Johannes Rau im Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt, 7. März 2002
2003
Inge Deutschkron während eines Gesprächs im Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt, 2003
2010
Inge Deutschkron mit dem Intendanten des Berliner GRIPS-Theaters, Volker Ludwig, und den Mitwirkenden des Stücks „Ab heute heißt Du Sara“, April 2010
2011
Lala Süsskind, Klaus Wowereit, Inge Deutschkron und André Schmitz bei der ersten von Inge Deutschkron initiierten Gedenkfeier am ehemaligen Deportationsgleis 17 des Bahnhofs Grunewald, 18. Oktober 2011
2012
Johannes Tuchel und André Schmitz überreichen Inge Deutschkron die Festschrift „Liebe Inge. Herzlich“ anlässlich ihres 90. Geburtstages im Berliner Roten Rathaus, 27. August 2012
2013
Inge Deutschkron und Bundespräsident Joachim Gauck nach ihrer Ansprache in einer Feierstunde im Deutschen Bundestag zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus, Berlin, 30. Januar 2013
2013
Bundespräsident Joachim Gauck und Inge Deutschkron im Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt, 8. November 2013
2018
Inge Deutschkron und Margot Friedländer mit dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller anlässlich ihrer Ernennung zu Ehrenbürgerinnen des Landes Berlin, Rotes Rathaus Berlin, 26. Juni 2018