Illegale Quartiere

In Berlin entziehen sich etwa 7.000 Jüdinnen und Juden der Deportation und tauchen unter. Gelingen kann dies meist nur mit Hilfe von Menschen, die bereit sind, die Verfolgten zu unterstützen. Unter Gefährdung der eigenen Person besorgen diese Helferinnen und Helfer Lebensmittel, beschaffen falsche Papiere, leisten Fluchthilfe, stellen Quartiere zur Verfügung oder verstecken die Verfolgten bei sich. Für jede untergetauchte Person sind bis zu zehn, bisweilen auch erheblich mehr nicht-jüdische Unterstützerinnen und Unterstützer aktiv.

Auf dieser Karte sind vier Quartiere markiert, die 1943 von Otto Weidt organisiert werden, um dort verfolgte Jüdinnen und Juden unterzubringen. Zwei dieser Verstecke werden 1943 und 1944 verraten, einige Verfolgte von der Gestapo inhaftiert und in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert.

GROẞBEERENSTRAẞE 92

Otto Weidt vermietet die ehemaligen Räume der Blindenwerkstatt im Souterrain der Großbeerenstraße 1943 an Karl Deibel unter. Dieser bringt hier mit Unterstützung der Hausverwalterin Emma Trostler im Laufe der Zeit mehr als zehn Verfolgte unter, bis das Versteck im Frühjahr 1944 verraten wird.

ROSENTHALER STRAẞE 39

Für Familie Horn wird Anfang 1943 ein Versteck in einem fensterlosen Raum in der Blindenwerkstatt eingerichtet. Im Oktober 1943 wird das Versteck verraten, Familie Horn festgenommen und deportiert. Erich und Elsbeth Frey verstecken sich im März 1943 zunächst im Keller der Blindenwerkstatt, bevor sie an einem anderen Ort unterkommen können.

ALEXANDERSTRAẞE 5

Anfang 1943 nimmt Hedwig Porschütz in ihrer Wohnung mit eineinhalb Zimmern zunächst die Schwestern Marianne und Annelies Bernstein auf. Im Frühjahr 1943 kommen Grete Seelig und ihre Nichte Lucie Ballhorn dazu. Die vier untergetauchten Jüdinnen können dort bis Sommer 1943 bleiben. Das Haus liegt direkt gegenüber dem Polizeipräsidium Berlin.

NEANDERSTRAẞE 12
(heute Heinrich-Heine Straße)

Otto Weidt mietet im Erdgeschoss der Neanderstraße 12 Ladenräume an, die offiziell als Außenlager der Blindenwerkstatt gelten. Eine Klappe im Ladenraum führt zu einer Treppe in den Keller. Hier versteckt sich die Familie Licht, bis Alice Licht bei einer Razzia in der Blindenwerkstatt festgenommen wird.