Die Blindenwerkstatt Otto Weidt
1939 gründet Otto Weidt gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Gustav Kremmert die Blinden-Werkstätte Otto Weidt, die sich zunächst in Kellerräumen in der Großbeerenstraße 92 in Berlin-Kreuzberg und seit 1940 in der Rosenthaler Straße 39 in Berlin-Mitte befindet. Die Werkstatt erstreckt sich über das gesamte erste Stockwerk des Seitenflügels. In der Werkstatt stellen Juden und Jüdinnen – meist Blinde, Seh- oder Hörbehinderte – Besen und Bürsten her. In den neuen Werkstatträumen bietet Otto Weidt Umschulungskurse an, in denen Blinde das Bürsteneinziehen erlernen können. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen werden über die Jüdische Gemeinde an die Blindenwerkstatt vermittelt.
Da die Blindenwerkstatt auch im Auftrag der Wehrmacht produziert, wird der Betrieb als „wehrwichtig“ eingestuft. Otto Weidt kann durch Bestechung von Gestapo-Beamten seine Arbeiter und Arbeiterinnen eine Zeit lang vor der Deportation schützen. Die Blindenwerkstatt produziert – nach den Deportationen mit einer stark verkleinerten Belegschaft – bis kurz vor Kriegsende. Nach dem Krieg wird das Unternehmen von Otto Weidt und nach seinem Tod im Dezember 1947 von seiner Ehefrau Else Weidt weitergeführt. Das Wirtschaftsamt des Ost-Berliner Magistrats löst die Blindenwerkstatt 1952 auf.