Jahresübersicht 2009

Wenn Sie regelmäßig zu unseren Veranstaltungen eingeladen werden möchten, nehmen wir Sie gern in den Veranstaltungsverteiler des Museums Blindenwerkstatt Otto Weidt auf. Bitte verwenden Sie dafür unser Online-Anmeldeformular.

10.11.2009 um 19.30 Uhr

Lesung: Wendepunkt - Der 9. November 1938. Wie die deutschen Juden die Wirklichkeit erkannten.

Zum Gedenken an den Novemberpogrom wurden Dokumente der Täter und Berichte von Opfern gelesen. Diese Texte halten fest, wie in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 überall in Deutschland SA-Männer und Hitler-Jugend Synagogen zerstörten und in Brand setzten, Geschäfte von Juden demolierten und in Wohnungen einbrachen. Hunderttausende sahen dabei zu. Etwa hundert Menschen wurden getötet, rund 30.000 jüdische Männer festgenommen und in Konzentrationslager verschleppt.

Es lesen Inge Deutschkron, Simon Brost, Dr. Beate Kosmala und Prof. Dr. Johannes Tuchel

20.09.2009 um 19.30 Uhr

Ausstellungseröffnung:"So sahen sie ihr Leben - Kinderzeichnungen aus Ghettos und Lagern"

Wie erlebten jüdische Kinder Ghettos und Konzentrationslager, wie kamen sie mit den unmenschlichen Lebensbedingungen und ihren Ängsten zurecht?
Die Ausstellung zeigt Zeichnungen von zwei Mädchen, die von ihrem Leben im Ghetto und im Vernichtungslager erzählen. Sie drücken ihre Ängste und Hoffnungen aus. Die Zeichnungen von Helga Weissová-Hošková sind Beobachtungen von alltäglichen Szenen im Ghetto Theresienstadt. Ella Liebermann-Shiber schildert chronologisch die qualvollen Geschehnisse, die ihr Leben geprägt haben.

18.09.2009 um 20 Uhr

"Vielleicht aber überstehen wir diese Zeit"

Einladung zur Aufführung des Theaterstückes

Das Stück basiert auf einem Bericht des jüdischen Ehepaars Elsbeth und Erich Frey, den sie 1942 für ihre Töchter Liselott und Marie-Anne verfassten und bei Freunden deponierten. In diesem Bericht werden die Verfolgung durch die Nationalsozialisten, die zunehmenden Verschlechterung ihrer Lebensbedingungen und ihre verzweifelten Versuche, sich vor der drohenden Deportationen durch Flucht und Untertauchen zu retten, beschrieben. Ein Exemplar des Berichtes erreichte die Töchter nach Ende des Krieges.
Erich Frey wurde als Jude zwangsweise pensioniert. Den Töchtern gelang 1939 die Emigration. Dem Vater wurde die Auswanderung nach Palästina verweigert, da er fast vollständig erblindet war. Im September 1940 begann Erich Frey eine Ausbildung zum Bürsteneinzieher in der Blindenwerkstatt Weidt.
Anfang 1943 beschloss das Ehepaar Frey unterzutauchen. Zunächst versteckten sie sich in einem Keller der Blindenwerkstatt. Später fanden sie Zuflucht bei der befreundeten Familie Brauer am Bundesratufer 4 in Berlin-Tiergarten, wo sich zeitweise neun Juden versteckten. Das Versteck wurde von der Gestapo entdeckt. Alle wurden festgenommen und deportiert.
Am 19. April 1944 wurde das Ehepaar Frey in das Lager Theresienstadt verschleppt. Einen Monat später brachte man sie nach Auschwitz, wo Elsbeth und Erich Frey ermordet wurden.

Das Projekt leitet die Schauspielerin und Regisseurin Heike Kortenkamp. Aufgeführt wird das Stück von jugendlichen LaienschauspielerInnen.
Als Ehrengäste nehmen der Enkel von Elsbeth und Erich Frey, David Komar, und seine Frau Maria Winkler teil.

15.09.2009 um 19 Uhr

Lesung: „Als der Krieg die Kinder überfiel“

Ende August 1939 kehrten die Kinder in Polen aus den Ferien zurück, um ein neues Schuljahr zu beginnen. Am ersten Schultag, dem 1. September, überfiel die deutsche Wehrmacht Polen. Der Zweite Weltkrieg begann.

Anlässlich des 70. Jahrestags erinnert die Lesung daran, dass die Bevölkerung in Polen von den ersten Kriegstagen an dem Terror der Angreifer ausgesetzt war. Vorgetragen werden sowohl veröffentlichte als auch bisher unveröffentlichte Berichte von jüdischen Jungen und Mädchen, die die Schrecken der ersten Kriegsphase eindringlich vor Augen führen.

Fast alle Texte beruhen auf Interviews mit Kindern unterschiedlichen Alters, die 1941 bzw. nach Kriegsende 1945 aufgezeichnet wurden. Erst in jüngster Zeit wurden sie aus dem Polnischen oder Jiddischen ins Deutsche übertragen.

Textauswahl und Moderation: Beate Kosmala, Gedenkstätte Stille Helden

Es lesen: Nina Lorck-Schierning und Clemens Rothkegel

29.08.2009 um 19 Uhr

Ausstellungseröffnung: „Dem Leben hinterher – Fluchtorte jüdischer Verfolgter“ Eine fotografische Spurensuche von Sibylle Baier und Daniela Friebel.

Die Ausstellung zeigt einige ausgewählte Orte in Berlin und Umgebung, in denen sich Untergetauchte zu verstecken suchten, darunter in Kirchen- und Werkstattkellern, Gartenlauben und Gutshäusern, Wohnungen und Pensionen, in einer Badeanstalt, einem Ziegenstall oder einer Zollstation.

Die Versteckorte sind alltäglich und erscheinen heute oft harmlos. Erst die begleitenden Texte zu den Fotos erzählen die Geschichten zu den Orten und geben Einblick in den dramatischen Alltag der Verfolgten und ihrer Helfer.

Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Förderverein Blindes Vertrauen.

03.08.2009
- 09.08.2009
 

Theaterworkshop: „Vielleicht aber überstehen wir diese Zeit“

Das Stück basiert auf einem Bericht des jüdischen Ehepaars Elsbeth und Erich Frey, den sie 1942 für ihre Töchter Liselott und Marie-Anne verfassten. Erich Frey war seit 1940 in der Blindenwerkstatt Otto Weidt als Bürsteneinzieher beschäftigt.

Das Projekt leitete die Schauspielerin und Regisseurin Heike Kortenkamp. Aufgeführt wurde das Stück zweimal am 9. August 2009 von jugendlichen LaienschauspielerInnen aus Berlin.

29.07.2009 

Bürstenbastelworkshops

In Kooperation mit dem Jugendkulturservice Berlin fanden auch in diesem Jahr zwei Workshops für Kinder ab 10 Jahren statt. Die Kurse waren mit jeweils 12 Teilnehmern voll belegt. Nach einer Führung durch das Museum stellten die Kinder unter Anleitung des Bürstenmachers Volker Schröder ihren eigenen Handfeger her.

01.07.2009 um 19 Uhr

Zeitzeugengespräch mit Ruth Gumpel

Moderation: Barbara Schieb, Gedenkstätte Stille Helden

Ruth Arndt wurde 1922 als Tochter des jüdischen Arztes Arthur Arndt in Berlin geboren. Die Familie lebte in Kreuzberg, wo der Vater seine Praxis betrieb. Um der drohenden Deportation zu entgehen, tauchte die vierköpfige Familie im Januar 1943 unter. Zahlreiche Helferinnen und Helfer, die größtenteils aus dem Patientenkreis des Vaters stammten, schützten das Leben der Familie Arndt. In der Kreuzberger Fabrik von Max Köhler erlebte Ruth Arndt die Befreiung.

 

16.06.2009 um 19 Uhr

„Abgetaucht! Als U-Boot im Widerstand“ Lesung und Gespräch mit dem Zeitzeugen Eugen Herman-Friede

Moderation: Barbara Schieb, Gedenkstätte Stille Helden

Eugen Herman-Friede, 1926 geboren, wuchs in Berlin-Kreuzberg auf. Er besuchte zwangsweise die jüdische Mittelschule bis zu deren Schließung. Im Januar 1943 tauchte er unter, um seiner Deportation zu entgehen. Entfernte Bekannte und hilfsbereite Fremde stellten Verstecke zur Verfügung, in denen er zunächst unterkommen konnte. Im Sommer 1943 wurde er nach Luckenwalde vermittelt, wo er die Gründung der Widerstandsgruppe „Gemeinschaft für Frieden und Aufbau“ erlebte und in ihr mitwirkte, indem er Flugblätter gegen das NS-Regime verbreitete. Die Historikerin Barbara Schieb hat bei ihrer Recherche festgestellt, dass die Gruppe vermutlich auch Kontakt zu Otto Weidt gehabt hat. Im Dezember 1944 wurde Eugen Herman-Friede verhaftet. Er überstand die nationalsozialistische Diktatur in verschiedenen Gefängnissen bis zu seiner Befreiung im April 1945.

 

19.05.2009 um 18 Uhr

Zeitzeugengespräch mit Werner Bab

Moderation: Dr. Beate Kosmala, Gedenkstätte Stille Helden

Werner Bab wurde 1924 in Oberhausen geboren. Seine Kindheit verbrachte er in Berlin. Die Schikanen, die Werner Bab dort als Jude an der Schule ertragen musste, waren der Grund für den Wechsel auf ein jüdisches Internat in Stettin. Nach dessen Schließung im November 1938 siedelte Werner Bab wieder nach Berlin über, wo er Zwangsarbeit in einer Kreuzberger Kunstharzfabrik leisten musste. Seiner Mutter gelang die Ausreise nach Shanghai. Für ihren Sohn bekam sie kein Ausreisevisum.

1942 erhielt Werner Bab die Nachricht über den Selbstmord seines Vaters. Danach entschloss er sich zur Flucht in die Schweiz. Der Versuch misslang und er wurde Anfang 1943 nach Auschwitz deportiert. Er überlebte die KZ-Lagerhaft und den Todesmarsch im Januar 1945 und wurde im KZ Ebensee, einem Außenlager des KZ Mauthausen, durch amerikanische Soldaten befreit.

 

31.03.2009 um 19 Uhr

„Von Karl May zu Helmut Newton – Spurensuche in Berlin“ Lesung mit Carl-Peter Steinmann

Carl-Peter Steinmann, leidenschaftlicher Stadt-Erzähler, schreibt über Häuser und Menschen, die für das Ungewöhnliche und Einmalige Berlins stehen: Zum Beispiel das jetzige Hotel Bogota in der Schlüterstraße, wo man auf Spuren von Helmut Newton, Johannes R. Becher oder Friedrich Luft stößt oder ein Hinterhofgebäude am Hackeschen Markt, wo sich in der Bürstenbinderei von Otto Weidt einige Juden verstecken konnten

04.03.2009 um 18 Uhr

Jubiläumsfeier anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Museums Blindenwerkstatt Otto Weidt in der Mendelssohn-Remise

Die Vorsitzende des Fördervereins Inge Deutschkron begrüßte die Gäste.

Dr. Michael Naumann, ehemaliger Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien, hielt den Festvortrag zum Thema: „Wie wir erinnern, was wir erinnern und warum wir uns erinnern“. Kai Gruzdz berichtete über die Arbeit des Museums Blindenwerkstatt Otto Weidt. Junge Musiker des Julius-Stern-Instituts umrahmten die Veranstaltung musikalisch. Im Anschluss fand ein Empfang statt.

02.02.2009 um 19 Uhr

Vortrag von Jochen Muhs: Gehörlose im „Dritten Reich“

Das Schicksal gehörloser Menschen im Nationalsozialismus ist geprägt von der Angst vor Zwangssterilisation und Ermordung. Begründet mit dem „Gesetz zur Verhütung genetisch erbkranken Nachwuchses“ vom 14. Juli 1933 wurden zwischen 1933 und 1945 etwa 350.000 bis 400.000 Menschen mit vermeintlich genetischen Krankheiten sterilisiert, darunter 15.000 gehörlose Menschen. Tausende starben bereits durch die Eingriffe oder behielten schwere bleibende Schäden der Gesundheit zurück.
Jochen Muhs, Historiker und Vizepräsident des „Deaf History International“ berichtete in seinem Vortrag über das Schicksal Gehörloser im Nationalsozialismus.
31.01.2009 um 19 Uhr

„Sie trommelten mit den Fäusten den Takt“ Lesung mit Edgar Hilsenrath

Edgar Hilsenrath ist einer der großen deutschsprachigen Erzähler über den Holocaust. Zur Weltliteratur zählen sein Roman „Nacht“ und die Satire „Der Nazi & der Friseur“, ebenso sein „Märchen vom letzten Gedanken“ über den Völkermord an den Armeniern.

Dank des Verlegers Volker Dittrich wurde das Werk Edgar Hilsenraths neu ediert, das in einer zehnbändigen Ausgabe vorliegt. Der neunte Band mit Erzählungen erschien 2008 unter dem Titel „Sie trommelten mit den Fäusten den Takt“. Verleger und Autor lesen und erzählen über Leben und Werk Edgar Hilsenraths.

27.01.2009 um 15 Uhr

Gedenkveranstaltung des Fördervereins für die ermordeten Mitarbeiter der ehemaligen Blindenwerkstatt Otto Weidt in der ehemaligen Jüdischen Blindenanstalt in Berlin-Steglitz.