Jugendliche interviewen Zeitzeugen für Jugendliche

Das Projekt ermöglicht jungen Menschen ab 15 Jahren, sich mit der Biografie einer Zeitzeugin oder eines Zeitzeugen der NS-Zeit auseinanderzusetzen. Zum Abschluss des dreimonatigen Projektes befragen Jugendliche im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung Zeitzeugen für ein jugendliches Publikum.
Bis heute haben folgende Veranstaltungen stattgefunden:

2009

Gespräch mit Eugen Herman-Friede
18. November 2009
um 18.00 Uhr
Ort: Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Saal A

Eugen Herman-Friede, 1926 geboren, wuchs in Berlin-Kreuzberg auf. Er besuchte zwangsweise die jüdische Mittelschule bis zu deren Schließung. Im Januar 1943 tauchte er unter, um seiner Deportation zu entgehen. Entfernte Bekannte und hilfsbereite Menschen stellten Verstecke zur Verfügung, in denen er zunächst unterkommen konnte. Im Sommer 1943 wurde er nach Luckenwalde vermittelt, wo er die Gründung der Widerstandsgruppe „Gemeinschaft für Frieden und Aufbau“ erlebte und in ihr mitwirkte, indem er Flugblätter gegen das NS-Regime verbreitete. Im Dezember 1944 wurde Eugen Herman-Friede verhaftet. Er überstand die nationalsozialistische Diktatur in verschiedenen Gefängnissen bis zu seiner Befreiung im April 1945.

2007

Gespräch mit Gisela Jacobius
11. Dezember 2007
um 18.00 Uhr
Ort: Mehrzweckraum des Anne Frank Zentrums

Gisela Jacobius wurde 1923 in Berlin geboren. Nach mehreren gescheiterten Versuchen zu flüchten, beschloss die Familie im Januar 1943 unterzutauchen. Die Zeit bis Mai 1945 verbrachte Gisela Jacobius alleine in unterschiedlichen Verstecken. Die letzten Kriegstage erlebte sie gemeinsam mit ihren Eltern im Keller in der Schwedischen Kirche in Berlin. Nachdem sie über die Kirche schwedische Interimspässe erhielten und sie sich ein Leben in Deutschland nicht mehr vorstellen konnten, ergriffen sie die Chance, nach Schweden auswandern. Sie wurden jedoch irrtümlich in ein Lager in Krasnogorsk nicht weit von Moskau verschleppt. Erst im August 1946 wurde ihnen die Ausreise nach Berlin erlaubt. Von 1949 bis 1953 lebte Gislea Jacobius in Akko/Israel. Heute wohnt sie wieder in Berlin. Ihre Geschichte veröffentlichte sie in ihrem Buch „Eine Jüdin in Berlin“.

2006

Gespräch mit Isaak Behar
11. Dezember 2006
Ort: Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt

Isaak Behar wurde 1923 in Berlin als Sohn sephardischer Juden geboren, die 1916 ihre türkische Heimat verlassen hatten. Am 13. Dezember 1942 wurde seine Familie deportiert. Isaak Behar selbst konnte in letzter Minute der Gestapo entkommen. Die Zeit bis zur Befreiung überlebte er versteckt an verschiedenen Orten in Berlin mit unterschiedlichen Helfern und Helferinnen, wie Hans Koslowski und Betty Krug. Seine Familie wurde ermordet. Seine Geschichte wurde in seinem Buch „Versprich mir, dass du am Leben bleibst“ veröffentlicht.

2005

Gespräch mit Werner Bab
7. Dezember 2005
Ort: Galerie in der Heinrich Böll Stiftung

Werner Bab wurde 1924 in Oberhausen geboren. Ab 1929 lebte er in Berlin. Sein Versuch, 1942 in die Schweiz zu flüchten, scheiterte. Er wurde verhaftet und nach wenigen Monaten als sogenannter Schutzhäftling ins Konzentrationslager Auschwitz „überstellt“. Die Befreiung erlebte Werner Bab im Konzentrationslager Mauthausen, in das er nach dem Todesmarsch von Auschwitz gebracht wurde. Werner Bab lebte zehn Jahre in den USA. Heute lebt er mit seiner Frau in Berlin. Der Dokumentarfilm „Zeitabschnitte des Werner Bab“ von Christian Ender erzählt über sein Leben.

Gespräch mit Werner Foß
18. Juni 2005
Ort: Anne Frank Zentrum

Werner Foß, geboren in Berlin, konnte im November 1942 gemeinsam mit seinen Eltern und seinen zwei Brüdern bei Helene von Schell, einer Freudin seines Vaters, in deren kleiner Wohnung für zwei Jahre untertauchen. Die ganze Familie konnte überleben. 1948 wanderte Werner Foß noch vor der Staatsgründung Israels nach Palästina aus und kehrte 1955 zurück nach Berlin. Helene von Schell wurde im Jahr 2000 von der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem als „Gerechte unter den Völkern“ ausgezeichnet.

Gespräch mit Vera Mitteldorf
22. März 2005
Ort: Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt

Vera Mitteldorf wurde 1927 in Berlin geboren. 1943 wurde sie zusammen mit ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester zunächst nach Theresienstadt später nach Auschwitz und nach Freiberg, einem Außenlager des Konzentrationslagers Flossenbürg deportiert. Kurz vor Kriegsende wurden alle Insassen in Viehwaggons ins Konzentrationslager Mauthausen verschleppt. Dort erlebte Vera Mitteldorf die Befreiung. Ihre Familie wurde in Auschwitz ermordet. Vera Mitteldorf starb im Jahr 2007.

2004

Gespräch mit Steve Adler
8. Dezember 2004
Ort: Anne Frank Zentrum

Steve Adler wurde 1930 in Berlin geboren. 1939 konnte er mit einem Kindertransport nach England flüchten. Gemeinsam mit seinen Eltern und seinem jüngeren Bruder, denen ebenfalls die rechtzeitige Flucht nach England gelang, wanderte die Familie 1941 auf einem Frachtschiff in die USA aus. Steve Adler lebt heute mit seiner Frau Judy in Seattle.

Gespräch mit Margot Friedlander
8. Juni 2004
Ort: Anne Frank Zentrum

Margot Friedlander wurde 1921 in Berlin geboren. Als sie eines Tages von der Zwangsarbeit nach Hause kam, erfuhr sie von der Verhaftung ihres Bruders und ihrer Mutter. Daraufhin entschloß sie sich, sofort unterzutauchen. Bis zum 16. Juni 1944 gelang es ihr, sich an unterschiedlichen Orten in Berlin zu verstecken, bevor sie bei einer Polizeikontrolle entdeckt und in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert wurde. Nach der Befreiung wanderte Margot Friedlander in die USA aus. Sie lebt heute in New York. Ihre Mutter und ihr Bruder wurden ermordet. Der Dokumentarfilm „Don`t call it Heimweh“ von Thomas Halaczinsky erzählt ihre Geschichte.

Gespräch mit Gisela Mießner und Hans-Oskar Baron Löwenstein de Witt
1. April 2004
Ort: Anne Frank Zentrum

Gisela Mießner wurde 1925 in Schivelbein geboren. Ihr jüdischer Vater, Joseph Mannheim, besaß dort eine Getreidehandlung. Nachdem seine Firma 1937 „arisiert" wurde und sich die Situation  immer mehr verschlechterte, versuchte ihr Vater nach dem Novemberpogrom vergeblich nach Dänemark zu flüchten. Daraufhin zog die Familie nach Berlin. Im Rahmen der sogenannten Fabrik-Aktion wurde der Vater verhaftet und in das Sammellager in der Rosenstraße gebracht. Gemeinsam mit den anderen nichtjüdischen Angehörigen protestierten Gisela Mannheim und ihre Mutter dort erfolgreich für die Freilassung des Vaters. Gisela Mießner starb im Jahr 2006.

Hans-Oskar Baron Löwenstein de Witt wurde 1926 in Stralsund geboren.1936 zog die Familie nach Berlin. Da sein Vater Jude war, wurde Hans-Oskar Baron Löwenstein de Witt 1938 aufgefordert die Schule zu verlassen. Er besuchte dann die Joseph-Lehmann Schule der jüdischen Reformgemeinde e.V. und trat damit offiziell zum jüdischen Glauben über. Er wurde von den Nationalsozialisten als „Geltungsjude" bezeichnet. Seine adelige, protestantische Mutter wurde  immer wieder von der Gestapo vorgeladen und aufgefordert, sich von ihrem jüdischen Mann zu trennen. Am Tag der  „Fabrik-Aktion" wurde er, ebenso wie sein Vater, in der Rosenstraße inhaftiert. Hans-Oskar Baron Löwenstein de Witt starb im Jahr 2004.

Die Geschichten von Gisela Mießner und Hans-Oskar Löwenstein de Witt lieferten u.a. Grundlagen für den Film von Margarete von Trotta „Rosenstraße“.

Gespräch mit Gisela Jacobius und Horst Prentki
11. März 2004
Ort: Jüdisches Museum Berlin

Gisela Jacobius und Horst Prentki lernten sich im Jüdischen Kulturbund kennen. Bis zu seiner Auswanderung nach Montevideo spielte Horst Prentki als Klarinettist im Orchester des Kulturbundes.

2003

Gespräch mit Gisela Jacobius
12. Dezember 2003
Ort: Anne Frank Zentrum

Gisela Jacobius wurde 1923 in Berlin geboren. Nach mehreren gescheiterten Versuchen zu flüchten, beschloss die Familie im Januar 1943 unterzutauchen. Die Zeit bis Mai 1945 verbrachte Gisela Jacobius alleine in unterschiedlichen Verstecken. Die letzten Kriegstage erlebte sie gemeinsam mit ihren Eltern im Keller in der Schwedischen Kirche in Berlin. Nachdem sie über die Kirche schwedische Interimspässe erhielten und sie sich ein Leben in Deutschland nicht mehr vorstellen konnten, ergriffen sie die Chance, nach Schweden auswandern. Sie wurden jedoch irrtümlich in ein Lager in Krasnogorsk nicht weit von Moskau verschleppt. Erst im August 1946 wurde ihnen die Ausreise nach Berlin erlaubt. Von 1949 bis 1953 lebte Gislea Jacobius in Akko/Israel. Heute wohnt sie wieder in Berlin. Ihre Geschichte veröffentlichte sie in ihrem Buch „Eine Jüdin in Berlin“.

Gespräch mit Waltraud Mehling
1. Juli 2003
Ort: Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt

Waltraud Mehling wurde 1929 in Berlin geboren. Ihre Eltern waren Mitglieder der Bekennenden Kirche in der Parochialgemeinde in Berlin. 1930 zog die Familie ins Alte Stadthaus, wo ihr Vater als Elektriker- und Schlossermeister angestellt war. Gemeinsam mit seiner Frau und mit Hilfe anderer Mitglieder der Bekennenden Kirche versteckten sie Juden im Keller des Alten Stadthauses bis eine Möglichkeit zur Auswanderung gefunden wurde. Waltraud Mehling wurde als Kind aktiv in diese Hilfsmaßnahmen einbezogen.

Gespräch mit Günther Fabian
8. April 2003
Ort: Anne Frank Zentrum

Günther Fabian wurde 1920 in Berlin geboren. Am Tag der sogenannten Fabrik-Aktion am 27. Februar 1943 tauchte er unter und konnte so der Deportation entkommen. Zunächst versteckte er sich mit einem Freund in einer Kartonagenfabrik in der Schönhauser Allee. Als es dort zu gefährlich wurde, fand er ein neues Versteck bei der Familie seiner zukünftigen Ehefrau Inge Kolbe in Berlin Weißensee. Günther Fabian gehörte zu den Gründern der Vereinigung der Verfolgten des  Naziregimes. Günther und Inge Fabian starben im Jahr 2005.

Rollenspiel während des Interviewprojekts. Quelle: MBOW
Rollenspiel während des Interviewprojekts
Horst Prentki und Giesela Jacobius im Gespräch mit Schülerinnen