Jahresübersicht 2017

Wenn Sie regelmäßig zu unseren Veranstaltungen eingeladen werden möchten, nehmen wir Sie gern in den Veranstaltungsverteiler des Museums Blindenwerkstatt Otto Weidt auf. Bitte verwenden Sie dafür unser Online-Anmeldeformular.

01.11.2017 um 19 Uhr

Buchvorstellung, Vortrag und Diskussion mit Dr. Robert Kain: Otto Weidt. Anarchist und »Gerechter unter den Völkern«

Freilich ist Otto Weidt kein Unbekannter. Das Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt erzählt von seinem aufopferungsvollen Einsatz für jüdische Mitmenschen in der Zeit des Natinalsozialismus, die er vor Verfolgung und Deportation zu schützen versuchte.

Weniger bekannt ist dagegen ein früheres Kapitel im Leben Weidts. In der Kaiserzeit war er in der anarchistischen Arbeiterbewegung aktiv und wurde von der Politischen Polizei überwacht. Den Ideen und Idealen des Anarchismus blieb er auch in späteren Jahren verbunden. Zeitlebens war er demnach ein strikter Gegner des Militarismus, Nationalismus und stattlicher Bevormundung.

In seiner biografischen Studie nähert sich Robert Kain zunächst dem Anarchisten Weidt. Darüber hinaus werden dessen Militärdienstzeit, Ehen, Scheidungen und auch seine Erblindung um 1924 und der daraus resultierende Weg zum Bürstenmacher beleuchtet. Einen Schwerpunkt der Untersuchung stellen natürlich die Ausführungen zu den Weidt´schen Hilfsaktionen für verfolgte jüdische Mitmenschen zu Beginn der 1940er Jahre dar. Heirbei bewegte sich Weidt in einem weit verzweigten Hilfsnetzwerk für NS-Verfolgte.

Robert Kain wird in seinem Vortrag die wichtigsten Ergenisse seiner Forschungsarbeit vorstellen. In einer anschließenden Diskussionsrunde haben Sie die Möglichkeit, mit dem Autor ins Gespräch zu kommen.

18.10.2017 um 12 Uhr

» … abgeholt!« Gedenken an den Beginn der nationalsozialistischen Deportationen von Juden aus Berlin vor 76 Jahren

Die Ständige Konferenz der Leiter der NS-Gedenkorte im Berliner Raum, das Land Berlin, die Jüdische Gemeinde zu Berlin, die Israelitische Synagogen-Gemeinde (Adass Jisroel) zu Berlin, die Inge Deutschkron Stiftung und die Deutsche Bahn Stiftung laden Sie und Ihre Freunde herzlich zur Gedenkveranstaltung am Mahnmal »Gleis 17« am Mittwoch, den 18. Oktober, um 12 Uhr ein.

Begrüßung:
Prof. Dr. Günter Morsch, Vertreter der Ständigen Konferenz der Leiter der NS-Gedenkorte im Berliner Raum, Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten

Grußworte:
Petra Pau, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages
Michael Müller, Regierender Bürgermeister von Berlin

Gedenkrede:
Margot Friedländer (*1921) lebte bis zu ihrer Verschleppung nach Theresienstadt 1944 im Untergrund in Berlin.

Beiträge von Berliner Schülerinnen und Schülern des
Hermann-Ehlers-Gymnasium Berlin-Steglitz zu Biografien von Deportierten
Musikalische Umrahmung durch die Akkordeonistin Isabel Neuenfeldt

Am Ende der Veranstaltung werden weiße Rosen am Bahnsteig niedergelegt.

20.09.2017 um 19 Uhr

Vortrag im Rahmen der Sonderausstellung "Verdrängt Verfolgt Vergessen – Berliner Juden im Sport vor und nach 1933" Thema: "Mit dem Davidstern auf der Brust – Geschichte des Makkabi in Berlin vom Aufblühen ab 1933 bis zum Untergang 1938"

Die Keimzelle des jüdischen Sports ist der 1898 in Berlin gegründete Jüdische Turnverein Bar Kochba. Er gehörte zur deutschen Sektion des 1921 gegründeten Makkabi-Weltverbandes. Diesem gehörten in der Weimarer Zeit neben dem fusionierten Turn- und Fußballverein Bar Kochba-Hakoah vier weitere Berliner Makkabi-Vereine an: der Jüdische Sport-Club Hagibor, der Jüdische Box-Club Makkabi, der Tennisclub Bar Kochba und der Jüdische Ruderclub Ivria. Ab 1933 kamen mehrere jüdische Sportvereine hinzu, in denen die aus den „arisierten" Vereinen vertriebenen Sportlerinnen und Sportler eine neue Heimat fanden. Neben den zionistisch orientierten Makkabi-Vereinen gab es zahlreiche Gruppen des Sportbundes Schild vom Reichsbund Jüdischer Frontsoldaten.

Die von Dr. Kurt Schilde weitgehend aus der Auswertung der Sportbeilage der Jüdischen Rundschau und Unterlagen aus israelischen Archiven rekonstruierte Existenz des jüdischen Sports in Berlin endete nach den November-pogromen 1938. Der Vortrag zeigt diese Jahre des jüdischen Sports in Berlin auf.

08.09.2017 um 13 Uhr

Stolpersteinverlegung an der Lichtenberger Straße 32

In der ehemaligen Raupachstraße 8 (heute Lichtenberger Straße 32) wohnte in der Zeit des Nationalsozialismus der blinde jüdische Bürstenmacher Siegfried Lewin mit seiner Frau Gertrud und seinen Kindern Martin und Scheine. Er arbeitete in der Blindenwerkstatt von Otto Weidt. Die ganze Familie wurde am 28. Juni 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Für Siegfried Lewin gibt es seit 2004 einen Stolperstein, veranlasst vom Förderverein "Blindes Vertrauen". Nun werden am Freitag, den 8.September 2017 von Gunter Demnig am selben Ort drei weitere Stolpersteine für Gertrud (*1899), Martin (*1934) und Scheine (*1939) gelegt.

Initiiert wurde die Verlegung von Prof. Benjamin Gidron, dem Großneffen Siegfried Lewins, und dem Berliner Verein "Sie waren Nachbarn". Der Förderverein "Blindes Vertrauen" übernimmt wieder die Patenschaft.

01.08.2017 um 10 Uhr und 13.30 Uhr

Bürstenbastelworkshop

In Kooperation mit dem Jugendkulturservice Berlin finden auch in diesem Jahr zwei Workshops für Kinder ab 10 Jahren statt. Nach einer Führung durch das Museum stellen die Kinder unter Anleitung des Bürstenmachers Volker Schröder ihren eigenen Handfeger her.

07.05.2017 um 14 Uhr

DENK MAL AM ORT

Bei DENK MAL AM ORT geht es um Menschen, die in der NS-Zeit aus der Gesellschaft ausgegrenzt, verfolgt, deportiert, ermordet wurden. An den Orten, an denen sie in Berlin gewohnt haben, an diesen authentischen Orten, soll ihrer gedacht werden, wollen wir an sie erinnern – jeweils an dem Wochenende, das auf den Tag des Endes des Zweiten Weltkriegs folgt. 2017 ist dies das Wochenende 6./7. Mai.

In diesem Rahmen laden die Gedenkstätte Stille Helden und das Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt zu folgender Veranstaltung ein:

14 Uhr - Zeitzeugengespräch mit Franz und Petra Michalski zur dramatischen Fluchtgeschichte von der durch das NS-Regime als jüdisch verfolgten Lilli Michalski und ihren Söhnen Franz und Peter.

Die Moderation übernimmt Barbara Schieb (Gedenkstätte Stille Helden)

26.04.2017 um 19 Uhr

Filmvorführung "Wiedersehen mit Brundibár" und anschließendes Gespräch mit dem Regisseur Douglas Wolfsperger und der Historikerin Dr. Diana Schulle

Die Oper „Brundibár“ wurde 1941 heimlich im jüdischen Kinderheim Prag uraufgeführt. Ihr Libretto wurde nach Theresienstadt geschmuggelt, wohin ihr Komponist Hans Krása deportiert worden war. „Brundibár“ wurde in Theresienstadt beliebt, machte Kinder zu stolzen Darstellern und dem Publikum Freude und Hoffnung. Die Aufführungen dienten aber auch den Nazis zum Beweis, wie schön das Leben im Ghetto ist – bezeugt vom Roten Kreuz und in Wochenschau-Filmausschnitten. Weder ihr Komponist noch die meisten Kinderdarsteller erlebten das Ende der Nazi-Herrschaft.

Der Dokumentarfilm „Wiedersehen mit Brundibár“ von Douglas Wolfsperger erzählt die Auseinandersetzung einer Jugendtheatergruppe der Berliner Schaubühne mit dem Stück. Für die Heranwachsenden wird die Zeit des Nationalsozialismus über die Begegnung mit Greta Klingsberg, die 55 Mal im Ghetto Theresienstadt die Hauptrolle spielte, und einer gemeinsamen Fahrt in die heutige Gedenkstätte greifbar. Dieser Prozess wird durch den Film  dokumentiert und wirft Fragen über die Zukunft des Gedenkens auf.

Im Anschluss an die Vorführung wird der Regisseur Douglas Wolfsperger im Gespräch mit der Historikerin Dr. Diana Schulle auf die Besonderheiten des Films und der Entstehungsgeschichte eingehen und gern auch Fragen aus dem Publikum beantworten.

Ort: Kino Central, Rosenthaler Str. 39, 2. Hof

27.02.2017 um 16 Uhr

Gedenken an die »Fabrik-Aktion« und den Protest in der Rosenstraße

Am 27. Februar 1943 fand die »Fabrik-Aktion« statt, bei der Tausende Jüdinnen und Juden an ihren Zwangsarbeitsstätten verhaftet und anschließend nach Auschwitz deportiert wurden. In Berlin waren auch viele in sogenannter Mischehe Lebende darunter, die im Sammellager in der Rosenstraße 2-4, dem ehemaligen Wohlfahrtsamt der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, interniert wurden. Als ihre Angehörigen, vorwiegend Frauen, erfuhren, wo sie sich befanden, harrten sie tagelang vor dem Gebäude aus - bis zu deren Freilassung.

Programm:
16.00 Uhr Stilles Gedenken am Mahnmal
Große Hamburger Straße
16.25 Uhr Gedenkfeier in der Rosenstraße
17.00 Uhr Zeitzeugengespräch mit Nele Hertling und Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums Tiergarten im Instituto Cervantes, Rosenstraße 18

22.02.2017 um 19 Uhr

Vortrag im Rahmen der Sonderausstellung "Verdrängt Verfolgt Vergessen – Berliner Juden im Sport vor und nach 1933" Thema: Eine mutige Frau - Nelly Neppach und Tennis Borussia

Nelly Neppach war Deutsche Tennismeisterin im Dameneinzel von 1925. Auf dem Höhepunkt ihres sportlichen Erfolges bereiste sie Turniere in Frankreich, bei denen sie auf die Weltklasse des weiblichen Tennissports traf. Sie war der erste echte weibliche Sportstar des deutschen Sportbetriebes von internationalem Renommé. Aber sie unternahm die Reise durch Frankreich gegen den erklärten Willen des Deutschen Tennis Bundes (DTB). Und obwohl sie dem DTB schließlich nachgab, die Reise durch das Land des "Erzfeindes" und sich auf den Heimweg machte, empfing sie Zuhause in Berlin eine Erklärung des DTB, die sie fortan vom Sportbetreib ausschloss. Die Erklärung war durchzogen von antisemitischen Untertönen.

Ausgehend von Nellys Geschichte und exemplarisch an ihrem Verein Tennis Borussia zeichnet der Vortragende Jan Buschbom die Bedingungen für jüdischen Sportlerinnen und Sportler im bürgerlichen Sportbetrieb der Weimarer Republik nach.

27.01.2017 um 15 Uhr

Gedenkveranstaltung des Fördervereins für die ermordeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Blindenwerkstatt Otto Weidt in der ehemaligen Jüdischen Blindenanstalt in Berlin-Steglitz

Auch in diesem Jahr wollen wir zum des Holocaust-Gedenktages der ermordeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Blindenwerkstatt Otto Weidt gedenken und gemeinsam mit Ihnen am Gedenkstein vor der ehemaligen Jüdischen Blindenanstalt in Berlin-Steglitz Blumen niederlegen.

Programm:
• Begrüßung durch André Schmitz, Vorsitzender des Fördervereins „Blindes Vertrauen e.V.“
• Einleitung durch Inge Deutschkron, Ehrenvorsitzende des Fördervereins
• Lesung durch Nina Lorck-Schierning aus dem Buch „Das verlorene Glück des Leo H.“
• Das Programm wird musikalisch begleitet von Adrian Liebermann am Saxophon
• Blumenniederlegung am Gedenkstein

Ort: Ehemalige Jüdische Blindenanstalt, Wrangelstraße 6, Berlin-Steglitz

19.01.2017 um 19 Uhr

Podiumsgespräch und Katalogpräsentation im Rahmen der Sonderausstellung "Verdrängt Verfolgt Vergessen - Berliner Juden im Sport vor und nach 1933" Thema: Warum jüdischer Sport?

Im modernen Sport unterliegen alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer gleichen Regeln und gemeinsamen Schiedsgerichten, sportliche Wettkampfergebnisse sollen weltweit vergleichbar sein. Neben dem Leistungs- und Wettkampfgedanken besitzt Sport so auch ein egalitäres Moment. Sein Gleichheitsversprechen scheint gut zur modernen, demokratischen Gesellschaft gleichberechtigter Bürger zu passen.Warum also sollten Jüdinnen und Juden in eigenen Organisationen Sport treiben?

Dabei umfasst Sport im weiteren Sinne auch seine Organisationsformen, Vereine und Verbände, dazu seine Fangemeinde und seine kommerzielle Verwertung. Sport ist also nicht nur Sache der Sporttreibenden und Fans, sondern auch eine Angelegenheit von allgemeiner gesellschaftspolitischer Relevanz. Unterschiedliche Interessen, politische Positionen und Loyalitäten und damit auch politische Konflikte gehören daher zur deutschen Sportgeschichte, in der sich die gleichen Probleme wie in die deutsche Geschichte überhaupt eingegraben haben, wie nicht zuletzt unsere Ausstellung „Verdrängt Verfolgt Vergessen“ zeigt.

In einem Podiumsgespräch stellen der Sportler Leonard Kaminski von TuS Makkabi Berlin, der Historiker Ralf Schäfer und der Journalist Martin Krauss aktuelle und historische Betrachtungen zum jüdischen Sport in Deutschland an.